In einer Zeit, in der wir scheinbar ständig miteinander vernetzt sind, bleibt das Phänomen der Einsamkeit dennoch eine große Herausforderung. Sie betrifft Menschen jedes Alters und sozialen Hintergrunds und kann schwerwiegende Auswirkungen auf Gesundheit und Psyche haben. Der Heidenheimer SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Stoch und der SPD-Kreisverband Heidenheim haben sich dieses Themas in einer gemeinsam veranstalteten Podiumsdiskussion angenommen und mit Akteuren sozialer Einrichtungen und Organisationen aus dem ganzen Kreis nach Lösungswegen gesucht und bereits bestehende Angebote beleuchtet.
Dass dieses Thema virulent ist, zeigte der Andrang im vollen Großen Saal des Paulusgemeindehauses. Neben Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo, Königsbronns Bürgermeister Jörg Weiler und Dekan Gerd Häußler fanden sich auch Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Organisationen ein, vom VdK über Kreis- und Ortsseniorenräte, von der Seniorenakademie, den IG-Metall-Senioren, den Herz- und Zeitverschenkern bis hin zum Sportkreis.
Hauptreferentin Dr. Dorothea Kliche-Behnke, stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, verwies in ihrem Impulsreferat darauf, dass fast zehn Prozent der Menschen in Deutschland permanent unter Einsamkeit litten, 15 bis 30 Prozent zeitweise. Corona habe die Lage noch verschärft, gerade auch unter jüngeren Menschen. Die SPD-geführte Bundesregierung habe das Problem erkannt und eine nationale Strategie ausgerufen. Dennoch müssten alle politischen Ebenen hier aktiv werden, auch die Länder und Kommunen. Die SPD im Landtag habe ein Positionspapier erstellt und fordere eine landesweite Erhebung sowie mehr niedrigschwellige und kostenfreie Begegnungsräume.
In der anschließenden Diskussion, die Andreas Stoch moderierte, berichteten die Podiumsgäste Frank Rosenkranz als Geschäftsführer der Diakonie, Heinz Wührl-Bofinger als Vorsitzender des Kreisseniorenrats, Inge Grein-Feil als Vorsitzende des Vereins Freunde schaffen Freude, Christine Schulten als Fachbereichsleiterin Soziale Dienste der AWO und Robin Sakowski als Studierendensprecher der DHBW Heidenheim von ihrer Erfahrung und ihrer Arbeit gegen die Einsamkeit.
Klar ist, dass es Einsamkeit auch im Kreis Heidenheim gibt. Doch es wurde im regen Austausch mit Podiumsgästen und Publikum deutlich, dass es hier bereits auch gute Strategien und Angebote gibt. Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt leisteten ebenso schon vieles. Trotzdem könne und müsse mehr getan werden, war man sich einig. Insbesondere innovative und flexible Wohnformen und intelligente Quartiersentwicklung sieht man als Chance, mehr Raum für Begegnung zu schaffen und gleichzeitig Wohnraumprobleme zu lösen. Auch mehr aufsuchende Hilfe, wie zum Beispiel durch eine Gemeindeschwester, oder die Öffnung der Pflegeheime für kulturelle Veranstaltungen wurden angeregt. Doch sei Einsamkeit nicht nur ein Problem älterer Menschen. Durch Corona sei gerade für viele Kinder und junge Menschen, insbesondere auch Studierende, der soziale Alltag von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Die Nachwirkungen seien oft immer noch spürbar. Die digitale Welt könne hier auch eine Chance sein, soziale Kontakte zu ermöglichen.
„Wie wir heute Abend gesehen haben, ist das Thema vielschichtig und bei Weitem nicht trivial, aber es gibt durchaus Lösungsmöglichkeiten“, schloss Andreas Stoch die Diskussion. „Wir müssen versuchen, alle Gründe anzugehen, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. Das ist vor allem Aufgabe der Politik. Aber auch jede und jeder Einzelne kann etwas dagegen tun. Wir müssen den Menschen Hoffnung und Zuversicht geben, sich aus der Einsamkeit zu lösen. Denn Gesellschaft funktioniert, wenn wir miteinander etwas tun.“